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KINOPORTRAIT: Sternlichtspiele Bonn

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Tradition ohne Ende

Der Kinematograph, die „Erste Fachzeitschrift für die gesamte Lichtbild-Kunst“ berichtete bereits 1908, dass im Hotel „Zum goldenen Stern“ ein Kinematograph-Theater eingerichtet werden soll. Fünf Jahre später war es dann tatsächlich soweit, als von Pächter Friedrich Stahl (*1873) im Rokoko-Festsaal des Hotels, in dem schon Franz Liszt und mutmaßlich auch der junge Beethoven gespielt hatten, ein Lichtspiel-Theater installiert wurde.

BONN-Stern-1913Die Eröffnungsfeier am 16. Dezember 1913 war ein gesellschaftliches Ereignis erster Güte, bei der sich die Elite der feinen Bonner Gesellschaft die Klinke in die Hand gab, allen voran die Prinzessin von Schaumburg, immerhin Schwester des damaligen deutschen Kaisers, die der gegebenen Vorstellung auch bis zum Ende beiwohnte und sowohl den Film, als auch das Kino als solches in höchsten Tönen lobte. Auch die Bonner Presse war voll des Lobes für die „Theateranlage und die prunkvolle und doch nicht überladene Ausstattung“.

Mit dem Ersten Weltkrieg, der Weimarer Republik und dem Aufstieg Hitlers hat das Kino in der Folge sehr wechselhafte Zeiten miterlebt, bevor im Zweiten Weltkrieg, genauer gesagt am 18. Oktober 1944, der Kinosaal bei einem Bombenangriff vollständig ausbrannte und die Rokoko-Gipsdecke einstürzte.

Noch im Jahr des Kriegsendes wurde mit dem Wiederaufbau des Kinos begonnen, der sich aber wegen der allgegenwärtigen Ressourcenknappheit der Nachkriegszeit einige Jahre hinziehen sollte. Am 02. September 1948 war es dann aber endlich soweit: Der neue Inhaber Ferdinand La Roche eröffnete das wieder hergerichtete Kino unter dem heutigen Namen Sternlichtspiele, was auch der Presse nicht verborgen blieb. So berichtete beispielsweise das Magazin Der neue Film wie folgt:

BONN-Stern-Foyer-1948„Bonns ältestes Filmtheater, die Sternlichtspiele am Markt, haben sich ein neues Gewand zugelegt. Architekt BDA Karl Bings gab dem Lichtspielhaus, dessen Platzzahl sich von 570 auf rund 600 erhöhte, eine repräsentative Note. Im Zuschauerraum schaffen hellbeige, getupfte Wandbespannungen, ein goldfarbener Wolkenstore, der – nach oben gezogen – den Blick auf die metallisierte und auf 4 mal 8m vergrößerte Bildwand freigibt, die festliche Atmosphäre. Kostbare Kristall-Leuchter tauchen den Saal in ein dezentes Licht. Rote Kunstleder-Sessel (Schröder & Henzelmann) sorgen für die Bequemlichkeit der Besucher. Im Rahmen dieser geschmackvollen Umgestaltung wurde die Loge wesentlich vergrößert und von Schmalzgräber & Driesen, die auch die übrige Theaterausstattung besorgten, mit dunkelrotem Velour verkleidet. Eine neue Panorama-Anlage mit dem dazugehörigen Lautsprechersystem zur Übertragung von vierkanaligem Magnetton rundet das Bild nach der technischen Seite. Zur Wiedereröffnung zeigten die Sternlichtspiele Londons erfolgreiches Filmlustspiel ´Geld aus der Luft´.“

Genau wie die junge Bundesrepublik erlebte auch das Kino in den 50er Jahren einen Aufschwung, sodass es wenig verwundert, dass 1959 mit dem Filmstudio ein weiteres Kino mit nochmal 280 Sitzplätzen am Bonner Markt eröffnet wurde. Auch das direkt neben den Sternlichtspielen gelegene Filmstudio sollte später von CineStar übernommen werden.

BONN-Stern-1949Bevor CineStar aber auf den Plan trat, wurden die Sternlichtspiele in den 70ern erst einmal an den Filmtheaterbetrieb Willi Goldermann verpachtet, der den Kinosaal in zwei Theater aufteilte: „Stern I“ und „Stern II“ (das heutige „Sternchen“). Gemeinsam mit dem ebenfalls gepachteten Filmstudio entsteht so das Kino-Center am Markt, das am 14. September 1973 wiedereröffnet wurde. Zur großen Premieren-Gala gab sich damals niemand Geringeres als Roger Moore die Ehre.

Die nächste größere Veränderung am Kino ereignete sich 1989. Nein, es geht hier nicht um den Fall der Berliner Mauer, der das Ende von Bonns Status als Bundeshauptstadt einläutete, sondern vielmehr um den 100-tägigen Umbau der Sternlichtspiele, die seitdem über den „Comet“ als dritten Kinosaal verfügen.

2003 übernahm schließlich CineStar das Traditionshaus, das zu diesem Zeitpunkt aus den heutigen drei Sternlichspiele-Sälen sowie, wie erwähnt, dem Filmstudio bestand. Letzteres musste 2013 jedoch geschlossen werden, also in dem Jahr, in dem man parallel die Sternlichtspiele durch eine umfassende Renovierung und Digitalisierung ins neue Jahrtausend geführt und fit für die Zukunft gemacht hat.

Drei Säle mit modernster Technik

Es wirkt bei all dieser Tradition und Nostalgie zwar fast schon wie ein Stilbruch, aber die Sternlichtspiele sind in der Tat absolut auf der Höhe der Zeit, was die eingebaute Kinotechnik angeht.

Alle drei Säle, in denen insgesamt 518 Personen Platz finden, sind so ausgestattet, dass in ihnen Filme in 3D, 3D-HFR und Dolby Digital 5.1 Sound gezeigt werden können. Der größte Saal „Stern“ fasst 237 Sitzplätze und ist ebenso barrierefrei zugänglich wie der kleinste Saal, das „Sternchen“ mit 79 Sitzplätzen. Hinzu kommt der „Comet“-Saal, in dem sich bis zu 202 Menschen die neuesten Blockbuster und ausgewählte Arthouse-Filme anschauen können.

Das Team

Das Sternlichtspiele-Team besteht aus zwölf charmanten Mitarbeitern, die trotz ihres noch relativ jungen Alters schon über reichlich Kino-Erfahrung verfügen. Theaterleiter Günter von Schenck beispielsweise ist schon etliche Jahre im Kino tätig und hat sich von seinen Anfängen als Servicekraft über die Positionen als Vorführer und Ebenenleiter mittlerweile bis zum Chef des gut eingespielten Bonner Teams hochgearbeitet.

Sternlichtspiele-Bonn-TL-Guenter-von-SchenckBesonders der einzigartige Charme des Traditionshauses und die Arbeit mit den sympatischen und verlässlichen Kollegen machen seinen Job für ihn zu einer Herzensangelegenheit. Aber auch sein Faible für handwerkliche und technische Raffinessen kann er in den Sternlichtspielen hin und wieder ausleben, wenn eine versierte Hand gebraucht wird.

Das gewisse Etwas

Die mehr als hundertjährige Tradition und das vielfältige Programm, das die größten Blockbuster harmonisch mit ausgewählten Arthouse-Produktionen vereint, machen die Sternlichtspiele zu einer herausragenden Filmlocation, in der man die Wartezeit auf den Film im persönlichen Ambiente des gemütlichen Foyers entspannt bei einer Tasse Kaffee überbrücken kann.

Weitere Highlights in den Sternlichtspielen ist das jährlich stattfindende Koreanische Filmfest sowie die Schulkinowochen. Und wo früher, wie oben beschrieben, kaiserliche Majestäten und Weltstars à la Roger Moore vorbei geschaut haben, finden sich auch heute noch berühmte Persönlichkeiten ein, wie zum Beispiel Bernhard Hoëcker oder Emma Schweiger.

Fazit

Die Sternlichtspiele Bonn bieten originalstes Kino-Feeling mit ganz viel Lichtspiel-Tradition, aber alles anderem als historischer Kino-Technik.

In drei Sälen werden aktuelle Hollywood-Filme ebenso in Szene gesetzt wie künstlerisch anspruchsvolle Arthouse-Produktionen, sodass das Kino für jeden Filmgeschmack das passende Angebot bereit hält.

Also, schaut mal vorbei am Bonner Markt – das Sternlichtspiele-Team freut sich auf euren Besuch!


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