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Assassin’s Creed – Ab 27. Dezember 2016 im Kino

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Laa shay’a waqu’in moutlaq bale kouloun moumkine

„Nichts ist wahr, alles ist erlaubt“ – so lautet das beim ersten Hören etwas paradox klingende Credo der Assassinen, einem uralten Geheimbund, dessen Kampf gegen den rivalisierenden Templer-Orden die Weltgeschichte der letzten 1.000 Jahre entscheidend geprägt hat, ohne dass die Öffentlichkeit bzw. die Geschichtsschreibung etwas davon mitbekommen hätte.

Das ist aber nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, wie stark diese Geheimbünde darauf bedacht sind, ihre Geheimidentität zu wahren. Bei den Assassinen lauten bspw. die drei goldenen Credo-Regeln „Töte keine Unschuldigen!“, „Gefährde nie die Bruderschaft!“ und eben „Sei diskret/Tauche in der Masse unter!“.

Die Templer nehmen es zwar nicht ganz so ernst mit der Geheimhaltung – immerhin ist der Orden bei Wikipedia zu finden – aber ihre wahren Beweggründe und der enorme Einfluss, den sie bis in die jüngste Zeitgeschichte ausüben, bleiben ebenfalls völlig im Verborgenen.

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A propos Beweggründe: Was Assassinen und Templer zu solch erbitterten Erzfeinden macht, ist nichts weniger als das zeitlose philosophisch-politische Problem von Freiheit versus Sicherheit/Frieden. Während die Templer zu nahezu allem bereit sind, insbesondere zur rigorosen Einschränkung der individuellen Freiheit, um den Frieden herzustellen bzw. zu sichern, streben die Assassinen zwar auch nach einem friedlichen Dasein aller Menschen, weigern sich aber ganz entschieden, für dieses Ziel die menschliche Freiheit aufzugeben.

Aber auch wenn der Assassinen-Ansatz – zumindest in meinen Augen – irgendwie der coolere ist, kann man auch dem Templer-Standpunkt etwas abgewinnen und so ist es nicht möglich, beide Gruppierungen klar in Gut und Böse einzuordnen.

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Fiktion und Realität

Wahrscheinlich fragt ihr euch spätestens an dieser Stelle, ob ich wirklich der Meinung bin, dass es die Bruderschaften von Templern und Assassinen tatsächlich gibt, dass hinter historischen Ereignissen wie den Kreuzzügen oder dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg ein im Verborgenen geführter Kampf um die Weltherrschaft steckt und dass die großen Männer der Geschichte wie bspw. Leonardo da Vinci mit hoher Wahrscheinlichkeit einem der beiden Orden angehört haben.

Ich kann euch beruhigen: Noch habe ich mir keinen Aluhut gebastelt – den Einstieg in diesen Beitrag aber ganz bewusst so verschwörungstheoretisch gewählt, weil das gesamte ´Assassin’s Creed´-Franchise zu einem sehr großen Teil genau davon lebt, plausible alternative Erklärungen für historische Ereignisse zu liefern bzw. diese gekonnt in die allumfassende „Assassinen gegen Templer“-Prämisse einzuordnen. Man kommt beim Spielen einfach nicht umhin, zu denken, dass es vielleicht auch in Wirklichkeit genau so oder ähnlich gewesen sein könnte, wie da behauptet wird und fragt sich – wenn man den Gedanken weiterspinnt – konsequenterweise, ob nicht auch heutzutage Templer in den Chefsesseln der Großkonzerne dieser Welt sitzen…

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Die Spiele

Aber genug davon! Kommen wir lieber zu dem, was sich mit Bestimmtheit über das ´Assassin’s Creed´-Universum sagen lässt: Begonnen hat alles 2007 mit dem ersten Videospiel für die PS3, Xbox360 und PC, das eine interessante Story geschickt mit Parcours-artigen Action- sowie Geschicklichkeits-Elementen verknüpft und eine derartige Erfolgsgeschichte los getreten hat, dass in den darauf folgenden zehn Jahren sieben weitere Hauptspiele nachgezogen wurden, plus diverse Ableger für Konsole, PC und Smartphones.

Charakteristisch für die Spiele-Reihe ist, dass es eine annähernd in der Gegenwart angesiedelte Rahmenhandlung gibt, von der aus in die unterschiedlichsten historischen Epochen gesprungen wird, wo dann das Haupt-Abenteuer stattfindet. Möglich wird dies mithilfe einer Apparatur namens Animus, die es dem Protagonisten ermöglicht, die in seiner DNA eingelagerten Erinnerungen seiner Vorfahren nachzuerleben bzw. mehr noch, nachzuleben, denn man agiert (wie sollte es in einem Videospiel auch anders sein?) selbst und sieht nicht einfach nur zu, wie der Urahn zum Waffenschmied geht und sich ein neues Schwert kauft.

Ziel ist es, durch das Bestehen von Missionen und Side Quests die Erinnerungen möglichst vollständig zu synchronisieren, weil man sich davon entscheidende Erkenntnisse für die Gegenwart erhofft, wo – genau wie in den Erinnerungen – der Kampf zwischen Assassinen und Templern nach wie vor tobt und es zusätzlich auch noch um eine davon recht unabhängige Gefahr geht, die den Fortbestand der ganzen Welt gefährdet.

Der Film

Allzu viel will ich zu den Spielen aber gar nicht sagen, sondern vielmehr nun zum ersten Kino-Ableger des Franchises kommen, das genau wie der erste Videospiel-Titel puristisch den Namen ´Assassin’s Creed´ trägt. Neben den geschilderten grundsätzlichen AC-Elementen wie dem Ordens-Konflikt und der Animus-Mechanik wird der Film aber nicht viel mit einem der bisher erschienen Spiele gemein haben und ist damit nicht direkt eine 1:1-Videospiel-Verfilmung, sondern vielmehr eine eigenständige cineastische Auskopplung aus dem AC-Universum, die man auch genießen wird können, wenn man keines der Spiele je gespielt hat.

Gegenwarts-Protagonist wird ein gewisser Callum Lynch (Michael Fassbender) sein, der die Erinnerungen seines Assassinen-Vorfahren Aguilar de Agarorobo nacherlebt, der zur Anfangszeit der spanischen Inquisition im 15. Jahrhundert sein Abenteuer zu bestehen hatte. Aber auch in der Gegenwart wird Callum selbst in den Kampf der verfeindeten Orden verwickelt und muss sich bald den Templern entgegenstellen.

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Zu Gute kommt ihm dabei, dass er aus den Aguilar-Erinnerungen nicht nur spezielles Geheimwissen gewinnen kann, sondern sich durch den sogenannten Sicker-Effekt auch die ausgefeilten körperlichen Fähigkeiten des Vorfahren auf ihn übertragen und er sie in seiner eigenen Zeitebene gewinnbringend nutzen kann.

Die weibliche Hauptrolle übernimmt Oscars-Preisträgerin Marion Cotillard (´The Dark Knight Rises´, ´La Vie en Rose´), mit der zusammen Fassbender bereits in der letztjährigen ´Macbeth´-Verfilmung von Justin Kurzel vor der Kamera stand. Letzterer nimmt nun auch bei ´Assassin’s Creed´ auf dem Regiestuhl Platz – das Kernteam des Films sollte also eingespielt sein.

Cotillards Figur ist eine Wissenschaftlerin namens Dr. Sophia Rickin, von der noch nicht viel mehr bekannt ist, als dass sie Callum Lynch bei den Animus-Sessions betreut und die Tochter von Alan Rickin (Jeremy Irons) ist, dem obersten Großmeisters der modernen Templer und CEO von Abstergo Industries, der Firma also, die den Animus entwickelt hat. Dessen Hardware im Film/Trailer dürfte viele Gamer überraschen, aber neue Ideen, die eine Sache spektakulärer und damit in diesem Fall passender für die große Leinwand machen, sind ja etwas Gutes. 🙂

Wenn man sich vor Augen führt, welch großartige Schauspielerin man für die Rolle der Animus-Betreuerin engagiert hat und wie tiefgründig in der ersten Videospiel-Trilogie die korrespondierende Figur Lucy Stillman am Ende war, darf man sich hier schon mal auf den ein oder anderen Plot-Twist freuen. Oder wäre das zu offensichtlich für ein Franchise mit traditionell sehr ausgeklügelten Storylines?

Wie auch immer sich Sophia zu Callum und dem Assassinen-Orden aber auch positionieren wird: Der Haupt-Antagonist wird ihr Vater Alan sein, bzw. im historischen Abenteuer ein gewisser Tomás de Torquemada (Javier Gutiérrez), den es übrigens wirklich gegeben hat und der im Laufe seiner Karriere u.a. auch die rechte Hand von Rodrigo Borgia war, der seinerzeit zum Papst aufstieg, wie man entweder aus dem Geschichtsunterricht, einschlägigen Serien oder der Ezio-Saga von Assassin’s Creed weiß. 😉

Vor allem aber legte Torquemada mit dem Aufbau eines eigenen inquisitorischen Verwaltungsapparates für Spanien den Grundstein für die Spanische Inquisition, deren erster Großinquisitor er später auch wurde. Es ist davon auszugehen, dass sich die historischen Handlungen um genau diesen Aspekt drehen werden.

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Vittoria agli assassini (?)

Wie die erste Kinoschlacht im ewigen Kampf der Assassinen gegen die Templer ausgehen wird, erfahren wir ab dem 27. Dezember. Was man in jedem Fall getrost erwarten darf, ist eine Videospiel-Verfilmung mit durchdachter Story und großartigen Schauwerten, die auch Einsteiger nicht dahingehend überfordern wird, dass Wissen aus den Spielen vorausgesetzt wird, um den Film genießen zu können.

Betrachtet man ´Assassin’s Creed´ völlig losgelöst von den Games, darf man sich auf eine überaus interessante Mischung aus Science Fiction und Historienfilm freuen, wie man sie zuletzt meiner Meinung nach bei ´Stargate´ zu sehen bekam.

Wer sich selbst in der AC-Welt heimisch fühlt, kann dieses Jahr, trotz ausbleibendem neuen Teil der Spiele-Reihe pünktlich zum Fest, mit Spannung den Weihnachtstagen entgegenfiebern, denn 2016 wird im Kino ein neues Assassinen-Kapitel aufgeschlagen, das zeitlich zwar in etwa mit dem Beginn der (auch bei mir) sehr beliebten Ezio-/Renaissance-Saga zusammenfällt, aber dennoch davon komplett losgelöst ein eigenständiges Werk sein wird, das den Streit zwischen Assassinen und Templern von einen neuen Standpunkt beleuchtet.


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